Serie: Physiologie
des Sehens Teil 6

08.09.2022
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Herzlich willkommen zum sechsten Teil der Serie: Physiologie des Sehens. Das heutige Thema handelt von der Akkomodation – eine wichtige Fähigkeit des Auges, um die Umgebung stets scharf wahrnehmen zu können. Viel Spass!

Grundlegendes und Einführung in die Optik

Um die Vorgänge während der Akkomodation besser verstehen zu können, bedarf es zuerst einer kleinen Einführung in die Physik der Optik. Zuerst ist es wichtig zu verstehen, dass schräg eintreffende Lichtstrahlen ihre Ausbreitungsrichtung verändern, insofern diese auf ein neues Medium treffen. Konkret heisst das, dass Lichtstrahlen, die aus der Luft auf das Auge treffen, auf ein neues “Hindernis” treffen, welches in der Physik Medium genannt wird. Was dann passiert, nennt man Brechung des Lichtes – es wird je nach neuem Medium stärker oder schwächer abgelenkt. Dabei kommt es auf die spezifischen Brechungsindices der Medien an, wie stark oder schwach es abgelenkt wird. Im Auge finden wir verschiedene Strukturen mit unterschiedlichen Brechungsindices – die Linse, das Kammerwasser, die Hornhaut, etc. In einem normal funktionierenden Auge sind alle Strukturen optimal aufeinander eingestellt und es resultiert eine korrekte Brechung. Diese führt dazu, dass sich alle eintreffenden Lichtstrahlen in einem Punkt auf der Netzhaut treffen. Ist dies der Fall, sehen wir scharf.

Die Linse als zentrale Einheit der Akkomodation

Ein Begriff muss noch erläutert werden: die Brechkraft. Sie ist ein Mass für die strahlenbrechende Wirkung eines Systems und wird in Dioptrien angegeben. Die Gesamtbrechkraft der Augen beläuft sich auf ca. 60 Dioptrien. ⅔ davon fallen auf die Hornhaut, ⅓ macht die Linse im Auge aus. Interessant und zentral für den Sehvorgang ist die Eigenschaft der Linse, ihre Form verändern zu können. Mit der Form verändert sich ebenfalls ihre Brechkraft, da die Wölbung sich ändert und Lichtstrahlen anders gebrochen werden. Genau dieser Vorgang nennt man in der Medizin Akkomodation – die Veränderung der Brechkraft der Linse durch dessen Formänderung. Die Veränderung wird durch winzige Muskeln im Linsenbereich bewerkstelligt (Ziliarmuskeln), welche wiederum durch Fasern (Zonulafasern) an der Linse befestigt sind. Der Zusammenhang ist wie folgt: Sind die Ziliarmuskeln entspannt, führt dies zu einer Spannung der Zonulafasern, welches die Linse abflacht (die Fasern ziehen die Linse auf beiden Seiten nach aussen). Umgekehrt führen angespannte Ziliarmuskeln zu entspannten Zonulafasern und demnach zu einer Wölbung der Linse.

Ziel der Akkomodation im menschlichen Auge

Die Grundlagen sind also geklärt – doch wieso ist die Akkomodation so essentiell für das menschliche Auge? Die Antwort liegt in der Eigenmechanik der Linse. Diese ist im Normalzustand nämlich flach und so perfekt eingestellt für das Sehen in der Ferne. Will man nun ein Objekt in der Nähe scharf stellen, wird die Linse kugeliger und die Lichtstrahlen werden stärker gebrochen. Dies führt dazu, dass die Lichtstrahlen sich trotzdem gebündelt auf der Netzhaut treffen und ein scharfes Bild erzeugt wird.

Nun wissen Sie auch, wieso ältere Menschen oft eine Lesebrille brauchen. Leider ist auch das Auge nicht vor Alterserscheinungen geschützt – die Linse wird mit zunehmendem Alter immer weniger elastisch. Sie kann sich also weniger gut verformen und darunter leidet auch das Akkomodationsvermögen. Um dann in der Nähe trotzdem gut sehen zu können, muss mit einer Brille nachgeholfen werden, welche die Aufgabe der Akkomodation zu übernehmen versucht.

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