Serie: Physiologie
des Sehens Teil 2

07.09.2022
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Herzlich willkommen zum zweiten Teil der Serie “Physiologie des Sehens”. In diesem Beitrag werden zwei weitere anatomische Strukturen besprochen – die Hornhaut und die Linse. Beide sind massgeblich an der Physiologie des Sehens beteiligt und weisen interessante Eigenschaften auf. Viel Spass!

Die Hornhaut

Sobald die Augenlider geöffnet werden, wird die Hornhaut freigelegt – sie ist die äusserste Schicht des eigentlichen Auges und weist anatomisch einige Besonderheiten auf. Zum einen besteht sie grösstenteils aus Bindegewebe, welches nahezu komplett transparent und so durchgängig für Lichtstrahlen ist. Diese bindegewebige Schicht wird nach aussen und innen von speziellen Zellen abgegrenzt, welche jeweils eigene Aufgaben erfüllen. Die äussere Zellschicht dient vor allem als Barriere gegen mechanische und physikalische Reize der Umwelt. Die innere Zellschicht hingegen hat die wichtige Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Transparenz erhalten bleibt. Um dies zu bewerkstelligen, pumpen die Zellen nicht-transparente Stoffe und Gewebereste aus der Bindegewebsschicht.

Eine weitere Besonderheit der Hornhaut ist dessen Blutversorgung. Diese ist nämlich praktisch nicht vorhanden – die Hornhaut wird von aussen durch den Tränenfilm und von innen durch das Kammerwasser (Flüssigkeit im Innern des Auges) ernährt und ist so nicht direkt an eine Blutversorgung angeschlossen. Dies macht man sich in der Augenheilkunde zunutze: Hornhauttransplantationen sind wesentlich einfacher durchzuführen als Transplantationen von anderen Organen. Dies aus dem Grund, dass durch die fehlende Blutversorgung keine Abwehrzellen an das Gewebe gelangen und eine Abstossungsreaktion beim Empfänger nahezu nie beobachtet wird. Ganz im Gegenteil dazu wird die Hornhaut extrem stark innerviert. Dies ist notwendig, um selbst bei den geringsten Reizen einen Lidschluss auszulösen und so das Auge vor weiterem Schaden zu beschützen.

Aufgabe der Hornhaut

Als äusserste Schicht hat sie natürlich die wichtige Aufgabe, als Barrierefunktion gegen externe Einflüsse beständig zu sein. Die Zellen auf der Aussenseite der Hornhaut sind extrem stabil und können mechanischen und physikalischen Reizen gut Widerstand leisten. Andererseits erfüllt die Hornhaut eine der zentralsten Aufgabe des menschlichen Auges: Sie ist, zusammen mit der Linse, dafür verantwortlich, dass eintreffende Lichtstrahlen korrekt gebrochen und folglich richtig auf der dahinter liegenden Netzhaut abgebildet werden. Bei Funktionseinschränkungen der Hornhaut kommt es zu Abbildungsfehlern auf der Netzhaut und wir sehen unscharf. Auf dieses Thema wird in einem nächsten Teil noch genauer eingegangen.

Die Linse

Die Linse ist eine sehr interessante anatomische Struktur. Sie besteht grundsätzlich aus nur 3 verschiedenen Komponenten: Einer Kapsel, zwei Zellschichten und im Innern aus einer Faseransammlung. Die Kapsel gibt der Linse die Form und Festigkeit und besteht aus einer Zellschicht, die mechanisch sehr robust ist. Die weiteren Zellschichten, die jeweils auf der Vorder- und Rückseite der Linse zu liegen kommen, haben unterschiedliche Eigenschaften. Die hintere Zellschicht ist für die Produktion der Fasern zuständig, die die Substanz im Innern der Linse bilden. Neue Fasern werden an der Aussenseite gebildet und mit der Zeit nach Innen geschoben. Dort kommen die ältesten Fasern zu liegen und bilden den sogenannten Linsenkern. In jungen Jahren ist dieser noch sehr elastisch, was für die Funktion der Linse unerlässlich ist. Im Alter aber verliert dieser seine Elastizität, wodurch es zu der bekannten “Altersweitsichtigkeit” (med. Presbyopie genannt) kommt. Die äussere Zellschicht dient vor allem der Formgebung. Eine weitere Eigenart der Linse ist ihre Aufhängung im Auge: Sie ist nämlich durch sogenannte Zonulafasern verankert, welche der Mensch indirekt an- und entspannen kann. Diese Zonulafasern sind Teil der zentralen Maschinerie, wenn es dazu kommt, Objekte scharf zu stellen. Dieser Prozess wird Akkommodation genannt und wird in einem späteren Beitrag noch genauer erläutert.

Fazit

Hornhaut und Linse machen einen wesentlichen Anteil an unserem Sehprozess aus. Die Hornhaut hat, aufgrund ihrer exponierten Lage, einen wichtigen Anteil an der Barrierefunktion. Die Linse hingegen ist eine begrenzt bewegliche Struktur, welche massgeblich am “Scharf-stellen” von Objekten beteiligt ist. Was genau diese Prozesse beinhalten und was passiert, wenn Erkrankungen auftreten, erfahren Sie in einem weiteren Blogbeitrag.

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